Raki ist vor allem in der Türkei als Nationalgetränk bekannt. Der hochprozentige Schnaps hat dabei bereits mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel, doch seine Beliebtheit scheint kaum abzuschwächen. Besonders viele Mythen und Legenden ranken sich um seinen Ursprung, denn die Geschichte des Raki ist nur lückenhaft historisch belegt. Umso spannender ist es jedoch, einen genaueren Blick auf das zu werfen, was über den Schnaps bekannt ist, wie er traditionell hergestellt und serviert wird und wie der berühmte Louche-Effekt zustande kommt.
Grundlagen: Herstellung, Geschmack und Servierweisen
Die Grundlage für Raki bilden Trauben, Rosinen und Anis. Die Trauben werden zunächst reif geerntet, getrocknet und vergoren. Anschließend erfolgt die Destillation. Der charakteristische Anis wird erst danach zugesetzt. Dann erfolgt eine weitere Destillation. Das Endprodukt ist ein klarer Spirituose mit einem Alkoholgehalt von 40 bis 50 %. Geschmacklich wird Raki oft als lakritzartig beschrieben.
Wird Raki serviert, geschieht dies häufig verdünnt in Kombination mit Wasser oder auf Eis. Bei diesem Mischvorgang erhält das Getränk sein typisch milchig-trübes Erscheinungsbild. Daher trägt Raki auch den Titel “Löwenmilch”. Dieser Effekt ist bekannt als Louche-Effekt und wird etwa auch bei Ouzo beobachtet. Verantwortlich dafür sind die ätherischen Öle des Anis.
Traditionell ist Raki kein alkoholisches Getränk, das je nach Speise ausgewählt wird. Im Vergleich zur deutschen Küche kommen hier Fragen nach dem richtigen Wein zum Käsefondue, Flammkuchen oder Lasagne nicht auf. Stattdessen werden die Gerichte zum Raki gewählt. Konkret wird Raki so üblicherweise zu “Meze” getrunken. Dies ist eine Art Sammelbegriff für verschiedene Vorspeisen, die je nach Land und Kultur variieren können. In der Türkei gibt es dabei über 1500 verschiedene Meze-Gerichte. Raki wird auch eher langsam und schluckweise getrunken und nicht wie andere Schnäpse wie Wodka auf einen Schwung “hinuntergeschüttet”. Ziel beim Raki-Trinken ist es nicht, möglichst schnell betrunken zu werden. Vielmehr geht es hierbei um ein geselliges Zusammensitzen, den Austausch untereinander und das gemeinschaftliche Essen und Trinken.
Eine Geschichte mit vielen Ursprüngen
Der historische Ursprung des Rakis ist immer wieder ein Streitthema. Heutzutage ist Raki in verschiedenen Ländern und Regionen beliebt. Einige Belege weisen auf einen Ursprung im antiken Griechenland hin, andere sehen die Ursprünge in der Türkei. Die erste historische Erwähnung erfährt Raki um das 15. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde er ausgehend von Kleinasien sowohl in der griechischen als auch der türkischen Bevölkerung hergestellt. Die gemeinsame Klammer bildet das osmanische Reich. Vermutlich verbreitete sich Raki von hier aus auch im weiteren Mittelmeerraum.
Einen weiteren interessanten Hinweis auf einen möglichen eindeutigen Ursprung lässt die Suche nach der Wortbedeutung hinter Raki zu. Eine weit verbreitete Vermutung macht das arabische Wort “araq” verantwortlich für die Namensgebung. Dies bedeutet so viel wie “Schweiß” und soll eine Anlehnung an das Herstellungsverfahren sein. So heißt es, dass der Alkohol bei der Destillation wie Schweißtropfen aus dem Destillierkolben träufelt.
Raki im 20. und 21. Jahrhundert
Während des osmanischen Reiches wurde Raki in der Regel privat hergestellt. Im 20. Jahrhundert veränderte sich dann die Art der Produktion von Raki. Zunächst verstaatlichte die Türkei die Raki-Herstellung, mit dem Ziel, die Staatskasse aufzubessern. Das Monopol, als Tekel bekannt, produzierte neben Raki auch andere alkoholische Getränke und Tabakwaren. Im 21. Jahrhundert wurde diese Maßnahme schließlich aufgehoben und auch Privatunternehmen konnten sich der kommerziellen Herstellung von Raki widmen. In diesem Zug entstanden viele neue Marken im Handel. Dazu zählt beispielsweise auch der Beylerbeyi Raki, der als besonders einsteigerfreundlich gilt. Im Zuge der Ausweitung der Raki-Produktion wurden viele neue Herstellungsmethoden versucht und verfeinert. Beispielsweise wird auch eine Lagerung in Eichenfässern angewandt und zusätzliche Destillationsverfahren eingeführt.